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Hochbegabung erkennen und begleiten (Teil I): Warum es nicht ausschließlich um Intelligenz geht

Aktualisiert: 15. Apr.

Ein Blick auf hochbegabte Kinder und Erwachsene:

Warum die Auseinandersetzung mit Hochbegabung weit mehr ist als die Beschäftigung mit Intelligenz


Der Begriff „Hochbegabung“ wirft bei seiner Verwendung im Allgemeinen viele Fragen auf und erzeugt bis heute vielerorts immer noch Berührungsängste bis hin zu einer Art Verweigerungshaltung, sich damit auseinanderzusetzen. Das bringt für Menschen, die von Geburt an mit dieser besonderen Veranlagung ausgestattet sind, weitreichende Folgen für ihr ganzes Leben mit sich. Deshalb ist es auch vor allem in Bezug auf die Entwicklung unserer Kinder höchste Zeit, Vorurteile abzubauen und über sich hartnäckig haltende Mythen zum Thema Hochbegabung aufzuklären.


Hochbegabte Kinder - Hochbegabung erkennen


Noch immer existiert in den meisten Köpfen ein falsches Bild vom „hochbegabten Kind“ und seinen Eltern sowie auch vom „hochbegabten Erwachsenen“.






Bei einer Auseinandersetzung mit dieser Thematik wird in vielen Fällen lediglich die Verbindung mit dem tatsächlich vorhandenen Intelligenzquotienten hergestellt und nach einer Definition gesucht, die vermitteln soll, unter welchen Voraussetzungen Kinder und Erwachsene dieser „Kategorie“ eindeutig zugeordnet werden können.


Doch ist es wirklich nur eine kurze und knappe Definition des Begriffs „Hochbegabung“ in ausschließlicher Verknüpfung mit einem messbaren Wert der Intelligenz, auf deren Grundlage hochbegabte Kinder und Erwachsene konstruktiv begleitet werden können? Ist es nicht vielmehr die ganzheitliche, umfassende Beschäftigung mit den Persönlichkeitsmerkmalen und den vielfältigen Verhaltensweisen, die hochbegabte Kinder und Erwachsene in unterschiedlichen Situationen mitbringen? Und wie lässt sich eine Hochbegabung damit zuverlässig erkennen?



Hochsensibilität und Hochbegabung: Die Wahl der Begrifflichkeiten und ihre Definition


Bezüglich der rund um dieses Thema verwendeten Begriffe möchte ich zu Beginn anmerken, dass im deutschen Sprachgebrauch sowohl die Bezeichnung „Hochsensibilität“ als auch „Hochbegabung“ eher eine verwirrende als eine aufklärende darstellt. Wird der Begriff „Hochsensibilität“ oft auf den ersten Blick fälschlicherweise ausschließlich mit einer erhöhten „Sensibilität“ im Sinne von "hoher Emotionalität" in Verbindung gebracht, erschließt das in keiner Weise den Hintergrund, den diese Veranlagung mit sich bringt.


So kann in diesem Zusammenhang der wissenschaftliche, gleichbedeutende Begriff der „Hochsensitivität“ leichter und stimmiger Abhilfe schaffen, um die Bedeutung dahinter zu erkennen: Hochsensible Menschen weisen – vereinfacht ausgedrückt – von Geburt an eine erhöhte Reizaufnahme ihres Gehirns auf und besitzen damit eine besonders intensive Wahrnehmungsfähigkeit. Sie sind auf allen Ebenen offener gegenüber der sie umgebenden Reize und nehmen folglich viel mehr von ihrer Umwelt gleichzeitig wahr. Dies bezeichnet das Wort „Hochsensitivität“ zutreffender, da es den Ursprung der Bedeutung „sensitiv“ berücksichtigt und sich so auf die körperliche, empfindsame Reaktion „mit allen Sinnen“ auf eingehende Reize bezieht. Dabei steht es außerdem in eindeutiger Verbindung mit dem Ausdruck high sensitivity, der im Englischen zur Benennung dieser Veranlagung verwendet wird.


„Mehr fühlen“, wie es der Begriff „Hochsensibilität“ vermittelt, bedeutet in diesem Fall, mehr durch die eigenen Sinne (engl. senses) wahrzunehmen. Eine weitere, wissenschaftlich fundierte Bezeichnung für diese Veranlagung ist übrigens „Neurosensitivität“, die auf die erhöhte Sensitivität des Nervensystems von Geburt an hinweist.


Dazu kommt die allgemeine Auffassung des Begriffs „Hochbegabung“ als eher elitärem Gedanken, der suggeriert, es handele sich hierbei um Menschen, die sich selbst in ihrem Bewusstsein stets als „hoch entwickelt“ und „extrem fähig“ ansiedeln. Dass bei den meisten hochbegabten Menschen genau das Gegenteil der Fall ist, möchte ich im weiteren Verlauf dieses Artikels aufzeigen und so zu einer „konstruktiven Entkräftigung“ dieses Mythos beitragen.



Begleitung und Unterstützung durch Coaching und Beratung


Für Eltern ist es eher schwer zu erkennen, ob ihr Kind hochsensibel oder hochbegabt sein könnte, da die umfassende Aufklärung zu diesen Themen innerhalb unserer Gesellschaft immer noch ein Schattendasein führt. Erste Anhaltspunkte für Merkmale hochsensibler und hochbegabter Kinder und ihre Einordnung in den Alltag findest du hier.


Auch viele Erwachsene fühlen sich bei der Einordnung ihrer Veranlagungen und Persönlichkeitsmerkmale häufig unsicher. Der Gedanke daran, eventuell hochbegabt sein zu können, wirkt immer noch zu „groß“vund daher nicht selten abschreckend – er wird daher allzu schnell wieder verworfen, wobei die bisher erfahrenen Unstimmigkeiten und Herausforderungen in Bezug auf das eigene Leben fortbestehen.


Eins meiner Hauptanliegen in meiner täglichen Arbeit mit hochbegabten Kindern und Erwachsenen ist es, häufig vorhandene Berührungsängste in Bezug auf dieses Thema abzubauen, über Persönlichkeitsmerkmale aufzuklären sowie Mut zu machen, sich mit der eigenen Veranlagung bewusst auseinanderzusetzen.

Hochbegabung begleiten: Der Blick auf eine besondere Veranlagung fernab einer pauschalen Definition


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Hochbegabung ist – so wie die damit eng verknüpfte Hochsensibilität – angeboren und beeinflusst mit ihren vielschichtigen Persönlichkeitsmerkmalen von Geburt an das Fühlen, Denken und Handeln und somit das ureigene Verhalten. Es ist eine komplexe Veranlagung, die ebenso zahlreiche wie vielfältige Merkmale und Eigenschaften beinhaltet.


So kann eine vermeintliche Hochbegabung auf den ersten Blick nicht allein dadurch erkannt werden, dass ein Kind besonders gut in der Schule ist und durch ausdauernd hervorragende Noten in Mathe auffällt oder generell ein Einser-Schüler ist. Dazu kommt es eventuell noch hervorragend mit seinen Mitschülern aus und verfolgt mit großem Interesse und Engagement außerschulische Hobbies und Aktivitäten. Schüler mit diesen Eigenschaften gibt es durchaus, sie verkörpern aber keinesfalls den Großteil hochbegabter Kinder. Auch sollte hier „Hochleistung“ nicht unbedingt mit „Hochbegabung“ gleichgesetzt werden.


Im Gegenteil – es finden sich in den Schulen viele unerkannt hochbegabte Kinder mit eher schlechten Noten, die aufgrund von für sie unstimmigen Voraussetzungen im Lernumfeld oder durch ihre familiäre Umgebung und Prägung ihre grundsätzlich vorhandene Motivation nicht nach außen tragen können – und wollen. Sie werden zu sogenannten „Underachievern“, die ihr schlummerndes Potenzial nicht in produktive Performanz verwandeln. Das bedeutet, dass sie keine Veranlassung erkannt haben, Lehrern oder Eltern zu zeigen, was in ihnen steckt.


Motivation? Fehlanzeige!


Solch ein Verhalten weist darauf hin, dass es dem Umfeld nicht gelungen ist, die intrinsische Motivation des Kindes zu wecken („aus eigenem Antrieb“) – so besitzt das Kind kein Interesse, seine Leistung um ihrer selbst Willen abzurufen und aus dem Wunsch heraus, selbstwirksam und in der Folge erfolgreich zu sein oder Freude über das eigene Können zu empfinden. Das hochbegabte Kind hat in seiner differenzierten Wahrnehmung festgestellt, dass sein Potenzial alleine aus äußerlichen Beweggründen gefördert werden soll – gute Noten, Beliebtheit oder jegliche andere Form von „Belohnung“ durch das Umfeld. Das führt nicht selten dazu, dass hochbegabte Kinder keine Veranlassung darin sehen, sich produktiv zu zeigen.


Ebenso spielt die immer gleiche Abfolge und die Vermittlung der Lerninhalte eine Rolle – schleicht sich hier eine wenig fordernde Routine ein, verlieren hochbegabte Kinder schnell das Interesse an einer aktiven Beteiligung am Geschehen. Dazu kommt, dass durch den angebotenen Frontalunterricht den Kindern zumeist eine zu geringe Beteiligung an den Gestaltungsmöglichkeiten zur Lernvermittlung geboten wird, was Langeweile im Unterricht fördern kann.


Diese Form der Minderleistung in der Schule bzw. des Underachievements kann sich dabei sehr umfassend gestalten und führt in vielen Fällen nicht selten bis zu einer kompletten Schulverweigerung.

Bei Erwachsenen kann eine gleichartige „Verweigerungshaltung“ entstehen, wenn sie dauerhaft ein ähnlich unpassendes Umfeld übertragen auf den Job und das eigene Berufsgefüge vorfinden.


 




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